Vom 02.November bis zum 09.November 2008 führte uns eine Kurzreise in die Türkei, genauer gesagt nach Istanbul und rund um das Marmara-Meer. Landung am Montag morgen gegen 03:00 Uhr auf dem Flughafen Attatürk (Istanbul), nachdem unser Flugzeug mit mehr als einer Stunde Verspätung in Frankfurt startete. Anschließend mit dem Bus direkt ins Hotel Aziyade im Stadteil Sultanahmet mit der Hoffnung auf eine Mütze voll Schlaf. Aber schon knappe 2 Stunden später war es mit der Ruhe vorbei, als der Kollege Muezzin beionnenaufgang seinen den Ruf zum Gebet gen Mekka schmetterte. Frühstück gab es auf der als Wintergarten gestalteten Dachterrasse, natürlich auch ein paar Plätze im Freien. er sich bietende Ausblick bei herrlichem Sonnenschein entschädigte für das frühe Aufstehen und ließ die Müdigkeit vergessen. Der Blick über das Marmara-Meer mit den mit dem Bug gen Mekka ankernden Schiffen linkerhand die Hagia Sofia, die blaue Moschee und die Einfahrt zum Bosporus… einfach atemberaubend und unbeschreiblich.
Die nächsten Tage sollten wir mit unserem Reiseführer Ayhan Kont verbringen, der uns die Schönheiten von Istanbul und Umgegend zeigen „durfte“. Den Montag verbrachten wir in Istanbul, Chora-Kirche, Hippodrom-Platz mit den beiden Obelisken und dem Deutschen Brunnen, gleich daneben die Blaue Moschee und die Hagia Sofia, die aber leider montags geschlossen war. Ersatzprogramm war der Topkapi-Palast.
Am 2. Tag waren wir noch vor dem Muezzin auf den Beinen. Irgendwann zwischen 04:30 und 05:00 Uhr klingelte der Wecker. Sachen packen, Frühstücken und die Zimmer räumen… für 3 Tage ging es auf große Fahrt rund ums Marmara Meer. Kurz nach 6 Uhr war alles im Bus verstaut, es konnte los gehen.
Das erste Teilstück ging von Istanbul bis Eceabat. Nach rund 300 km und ca. 3,5 Stunden Fahrt erreichten wir Eceabat. Gerade rechtzeitig, um die geplante Fähre zu erreichen. Also rauf auf die Fähre, ein sonniges Plätzchen gesucht und Leinen los zur Überfahrt nach Canakkale.
Die ca. halbstündige Überfahrt verging wie im Flug. In Canakkale gab es keinen Aufenthalt, die Fahrt führte uns gleich weiter zum Tusan-Hotel etwas außerhalb von Canakkale. Mahlzeit!!! Außer unserer doch überschaubaren Reisegruppe schien das Hotel wie ausgestorben, auch die Außenanlagen waren schon größtenteils winterfest. Kein Wunder, immerhin war es schon Anfang November, auch wenn die Temperaturen mit knapp über 20 Grad C. für unsere Verhältnisse etwas anderes sagten.
Nach dem Mittagessen und einem kleinen Verdauungsspaziergang zum Strand ging es weiter Richtung Troja, nahe der Meerenge der Dardanellen gelegen. Die Ausgrabungsstätten auf dem Hügel Hisarlik gehören seit 1998 zum UNESCO Weltkulturerbe. 1873 wurde mit den Ausgrabungen der vom Archäologen Heinrich Schiemann entdeckten Ruinen von Troja begonnen, doch bis heute ist die tatsächliche Lage von Troja unter den Wissenschaftlern umstritten.
Nach dem Rundgang durch Troja noch ein kurzer „Versorgungsstopp“ an einem „Store“ in der Nähe, bevor es über Ezine in Richtung Etappenziel Ayvalik ging. Gegen 19:00 Uhr erreichten wir unser Übernachtungsziel, das Halic Park Hotel. Erster Eindruck: eine typische Touri-Bettenburg. Dies bestätigte sich auch beim Besuch des Speisesaals, der den Charme einer großen Bahnhofshalle versprühte. Große, reichhaltige aber qualitativ durchschnittliche Buffets und der Rest war Massenabfertigung… glücklicherweise war es nur für eine Nacht - iyi geceler...
In der Morgensonne konnte man zum ersten Mal den Hotelkomplex in seiner ganzen Schönheit bewundern, aber es war genauso wie am Vorabend vermutet. Das heutigen Etappenziel Bursa ist Hauptstadt der Provinz Bursa, gleichzeitig viertgrößte Stadt der Türkei. Schon kurz nach Abfahrt gab es den ersten Zwischenstopp. Mitten im Nirgendwo ein Gebäudekomplex und… wer hätte es gedacht … eine "Teppich-Oase". Nach der Begrüßung durch den Chef (natürlich in bestem Deutsch) vorbei an 3 Damen bei der Arbeit im „Showroom“ (mein Eindruck: es waren die einzigen Damen bei der Teppichherstellung in dieser „Fabrik“) gab es noch eine kleine Einführung in die Seidenherstellung. Später traf man sich in einem großen Verkaufsraum beim Tee und ein paar lockeren Sprüchen, um die Runde etwas aufzulockern. Gemeinsame Produktpräsentation, bevor wir, sortiert nach erkennbarer Zusammengehörigkeit von einer Schar von Verkäufern zu Einzelgesprächen in die „Verkaufsräume“ entführt wurden, um die Gruppendynamik zu „sprengen. Das Ziel bei solchen Verkaufsveranstaltungen ist eigentlich immer das Gleiche… man will nur (an) unser Bestes. Warum so ausführlich? Die Vorgehensweise bei diesen „Verkaufsveranstaltungen“ ist eigentlich immer gleich.. man sollte es halt wissen und entsprechend vorbereitet sein.
Nächstes Ziel auf dem Weg nach Bursa war Bergama, auf Griechisch Pergamon. Auf einem Plateau oberhalb von Bergama thronen die Ruinen der Akropolis von Pergamon. Das Wetter... einfach traumhaft (wie man auf den Fotos sehen kann) und vor allem sehr wenig Betrieb auf dem Plateau.
Ein Rundgang durch die Ruinen ist schon sehr beeindruckend, vor allem das alte Theater (für rund 10000 Menschen), der Trajan-Tempel sowie der Ausblick vom Plateau in nördlicher Richtung auf den Kestel-Stausee. Den berühmten Pergamon-Altar sucht man dagegen vergebens. Der steht in Berlin, genauer gesagt im Pergamon-Museum auf der Museumsinsel. 1902 wurden tausende Einzelteile des Altars nach Berlin verbracht und dort in mühevoller Kleinarbeit wieder zusammengesetzt und restauriert. Pergamon und Pergament – beide Begriffe sind miteinander verwandt, wurde doch in Pergamon das aus Tierhäuten bestehende durchsichtige Pergamentpapier erfunden.
Genug aus der Antike, am Abend erreichten wir nach einer Tagesstrecke von rund 350 km unser Ziel Bursa. Die Übernachtung im 5 Sterne Hotel Almira mitten in Bursa entschädigte uns für die vorige Übernachtung in der Bettenburg Halic Park. Schönes Ambiente, beim Abendessen keine Schlacht am Büffet sondern in gemütlicher Atmosphäre im Hotelrestaurant. Vom Nachtleben in Bursa haben wir nicht mehr viel mit bekommen, nach einem anstrengenden Tag waren eine Dusche und ein wenig Entspannung die weitaus bessere Alternative.
Tag 3 unterwegs, gleichzeitig der letzte Tag unserer Rundreise ums Marmara-Meer startet mit einem ausgiebigen Frühstück, bevor wir Bursa noch ein wenig unsicher machen. ULU-Moschee (ULU Camii) und der Seidenbasar (Koza Han)Bursa sind Pflicht, alles geht sehr entspannt zu, da wir, wie anfangs erwähnt, zu einer Zeit weitab der Hochsaison unterwegs sind. Dort wo im Sommer wahre Touristenströme unterwegs sind, ist ein wenig Ruhe eingekehrt … sehr angenehm. Unweit von Bursa liegt der ULUDAG-Nationalpark, eines der beliebtesten Skigebiete der Türkei. Namensgeber der Region ist der 2542m hohe Hausberg Bursas, der ULUDAG.
Weiter geht es auf der 3. und letzten Etappe nach Iznik am Iznik Gölü, dem größten Süßwassersee der Marmara Region. Iznik (oder auch Nikaia) ist berühmt für die sog. Iznik-Keramik. Ein kleiner Stadtrundgang sorgt für ein wenig Bewegung, bevor es zur Mittagsrast in ein kleines Restaurant direkt am Ufer des Sees geht.
Ein kleiner Verdauungsspaziergang am Ufer des Iznik-Sees rundet die Mittagspause ab, bevor wir die Fahrt gen Istanbul fortsetzen. Tolles Wetter und wenig Betrieb, hier hätte man die Seele durchaus noch ein wenig baumeln lassen können.
Langsam aber sicher ging unsere 3-Tages Tour rund ums Marmara Meer zu Ende. Am frühen Nachmittag machten wir uns auf den Weg Richtung Istanbul. Nach kurzer Tee – und Pinkelpause incl. Buswäsche Nächster Stopp war der Fähranleger von Topcular, von hier aus gibt es eine Fährverbindung nach Eskihisar. Als wir nach einer 30 minütigen Seereise wieder festen Boden unter den Rädern hatten, ging es zum Endspurt Richtung Istanbul. Natürlich voll den Berufsverkehr erwischt… Gott sei Dank nur in der Gegenrichtung, so dass wir ohne große Verzögerungen Istanbul erreichten. Letztes großes „Abenteuer“ war die Fahrt über die knapp über 1500 m lange Bosporusbrücke von der asiatischen Seite Istanbuls auf die europäische Seite. Genug für heute… das verdiente Abendessen gab es gleich im Hotel Aziyade, danach Entspannung und Nachtruhe nach 3 schönen aber auch recht anstrengenden Tagen. In der nachfolgenden Grafik (danke maps.google.de) wurde die Tour der letzten 3 Tage noch einmal in einer Übersicht (Fahrstrecke) zusammengefasst.
Ein neuer Tag bricht an. Für den Abend kündigt unser Reiseleiter Ayhan eine Überraschung an, dazu aber später mehr. Gleich am frühen Morgen schon das erste Highlight… der Besuch einer Lederwarenfabrik. Wollt ich schon immer mal sehen ;-)). Aber zurück zum eigentlichen Tagesprogramm. Heute stand eine Reise zum anderen Ende des Bosporus auf dem Plan. Auf geht’s mit dem Bus in Richtung Schwarzes Meer. Gegen Mittag erreichten wir Sariyer, kurz vor Einmündung des Bosporus ins Schwarze Meer. Mittagessen in einem dieser riesigen “Touri-Imbissbuden“ – Qualität mittelmäßig aber wie sagt man so schön… der Hunger treibt’s rein. Nach dem Mittagessen noch ein wenig bewegen und Schiffe gucken, bevor es dann mit einer Fähre wieder zurück Richtung Istanbul ging. Schon imponierend, mit den großen Pötten um die Wette zu fahren und das Treiben im Kanal einfach mal vom Wasser aus als „Teil des Ganzen“ zu beobachten. Von der „Nussschale bis zum großen Tanker ist alles vertreten. Aber auch in Richtung Land gibt es vom Wasser aus jede Menge zu bestaunen. In Richtung Istanbul gibt es hauptsächlich auf der linken Seite wunderbare Villen zu sehen. Ursprünglich aus Holz gebaut wurden die Villen Gebäude zum Teil aufwändig restauriert. Alle Baustile, alle Farben.. der Phantasie der Bauherren war damals noch keine Grenze gesetzt. Nun, wie kommt der normale Bürger an ein solches Anwesen? Eigentlich gibt es nur 2 Wege: entweder erben oder mit sehr viel Geld ein Anwesen im Falle eines Verkaufs erstehen. Weiter geht es unter der Fatih-Sultan-Mehmet Brücke (erste Hängebrücke in Richtung Istanbul) und der zweiten Bosporus-Brücke durch am Dolmabace Palast und am Leanderturm vorbei zu den Anlegestellen an der Galata-Brücke, wo unser Ausflug endet. Beim Aussteigen noch ein wenig Obacht… manch aufdringlicher Zeitgenosse möchten gerne Euro-Münzen in Euro-Scheine tauschen, des Öfteren mit dem Ergebnis, dass man anschließend nicht unbedingt den Gegenwert des getauschten Scheines in der Hand hat (falsche Münzen oder es „verschwinden“ beim Tauschen einfach ein paar Euros) – also Vorsicht!
Nur wenige Gehminuten von der Anlegestelle der Bosporus-Fähre entfernt breiten sich die Gänge des Istanbuler Gewürzbasars Misir Carsisi aus, eingerichtet im 17. Jahrhundert. Das Betreten des Basar-Komplexes erinnert irgendwie an Stargate… Du gehst durch eine Pforte und bist in einer anderen Welt.
Nun zur Überraschung… kurz ins Hotel und gleich wieder in den Bus. Es war nur eine recht kurze Fahrt – genau bis zum Bahnhof Sirkeci Istanbul. Kleine Rundfahrt mit dem Nahverkehrszug … oder was gab es so Besonderes an einem Kopfbahnhof der Türkischen Staatsbahn?
Das Stichwort war ORIENT-EXPRESS! Der Bahnhof Sirkeci war früher Endbahnhof des legendären Orient-Express, der zwischen Paris und Konstantinopel (heute Istanbul) verkehrte. In dem altehrwürdigen Bahnhofsrestaurant hatte Ayhan für uns Plätze reserviert. Sehr viel Betrieb, dennoch ein Erlebnis, in diesem Ambiente das Abendessen zu sich zu nehmen. Im Anschluss noch ein kleiner Spaziergang über den Bahnsteig, an dem der Fernzug Istanbul – Athen abfahrbereit die letzten Fahrgäste aufnahm und noch ein Blick in das alte „Bahnhofsvorsteherbüro“, heute ein kleines Museum. Der freundliche Herr ließ uns trotz der fortgeschrittenen Stunde noch ein paar Fotos machen, bevor er Feierabend machte. Auch für uns war Feierabend… ab ins Hotel - iyi geceler!
Vorletzter Tag – heute stand dieİstiklâl Caddesi, übersetzt Unabhängigkeitsstrasse im Stadtteil Beyoglu sowie der Grand Bazar auf dem Programm. Aber halt, da fehlt ja noch was … Teppiche – abgehakt; Lederwaren – abgehakt; Schmuck… ups genau, es gab während unseres Aufenthaltes noch keine Schmuck-Verkaufsveranstaltung – also frisch und ausgeruht rein in den Bus … und auf zur Shopping-Tour bei dem Schmuckhändler unseres Vertrauens ;-)
Es ging relativ schnell bis wir zu unserem ersten richtigen Tagesziel - der İstiklâl Caddesi aufbrechen konnten. Zu Fuß ging es vom Taksim-Platz durch die Fußgängerzone bis zum Tunel-Platz. An einem Samstagmorgen herrscht ist hier ziemlich was los, für mich eher ein Albtraum als ein Traum. Trotzdem erreichen wir zügig den Tunel-Platz, nicht ohne wenigstens die eine oder andere Auslage in den Geschäften zu betrachten. Den rund 1,6 km langen Rückweg vom Tunel-Platz zum Taksim-Platz legen wir mit der historischen Straßenbahn, der Nostaljik Tramvay, zurück.
Nach dem Mittagessen in einem kleinen Restaurant ging es auf Erkundungstour in den Kapalı Çarşı,zu deutsch „überdachter Markt“. Auf einer Fläche von über 30000 qm gibt es rund 4000 Geschäfte. Die genaue Zahl der Geschäfte, der dazu gehörigen Händler und deren Angestellte kann niemand exakt bestimmen. Die weiteren Fakten zum „Großen Basar“ könnt Ihr dem verlinkten Wikipedia-Beitrag entnehmen. Über 30.000 qm – ein Labyrinth aus Hauptgängen, Nebengängen, Sackgassen, hier kannst Du schnell, vor allem im Gedränge, den Überblick verlieren.